Modell 699 Superleggera

Cassina Modell 699 Superleggera
Die Superleichte – Entwurf Gio Ponti, 1951-1957


Möbelgeschichten #21

Sein Name drückt schon den Wunsch des Mailänder Architekten aus, den leichtesten Stuhl überhaupt zu schaffen, ein ehrgeiziges Projekt, das ihn fast ein Jahrzehnt beschäftigte.

Der extrem leichte Stuhl geht auf eine Serie von klassischen und traditionellen Stühlen zurück, die seit dem frühen 19. Jahrhundert in einer Manufaktur nahe dem ligurischen Fischerdorf Chiavari  von dem Möbelbauer Giuseppe Gaetano Descalzi entworfen waren. Diese bodenständige Vorläufer mußten Ponti, der immer „Möbel ohne Eigenschaften“ entwerfen wollte, allein schon aus diesem Grund gefallen. Pontis Anknüpfung an das als Chiavari- oder Campanino-Stuhl bekannte Modell ist ein typisches Beispiel für die enge Verbindung von Design und Handwerk in Italien der 1950er Jahre. In der Nachkriegszeit mit ihren notgedrungen sparsamen Einrichtungen reizte es Ponti, die Qualitäten dieses Modells zu optimieren, eine moderne aber zugleich auf historischen Handwerkstraditionen basierende Version zu schaffen. Seine ersten Entwürfe aus dem Jahr 1949 variieren die Grundform des Chiavari-Stuhles durch einen ergonomischen Knick in der Rückenlehne und zeigen bereits die sich nach unten verjüngenden Stuhlbeine. 

Den Superleggera sieht Ponti als den „Stuhl-Stuhl ohne Adjektive“, den Inbegriff des normalen und wahren Stuhles. Es ist, sagt er, ein normaler und bescheidener Stuhl. Kein Stuhl mit Eigenschaften wie rational, modern, organisch, vorfabriziert. Nein, ein Stuhl und basta: leicht, fein, bequem. Wenn man so was macht, geht man vom Schwergewichtigen zum Leichten (siehe den Dreiecksgrundriss der Beine), vom Undurchsichtigen zum Transparenten, vom Kostspieligen zum Wohlfeilen. Damit folgte Ponti seinen eigenen Forderungen nach Beschränkung auf das absolut Notwendige. 

Ein Stuhl aus leichtem, stabilen Eschenholz, mit gepolstertem Sitz oder Sitz aus geflochtenem spanischem Rohr. Die Dreieckshölzer mit nur 18 mm Kantenlänge sowie ein ausgeklügeltes System von Steckverbindungen, bei dem die einzelnen Streben fest ineinander gefügt sind führten zu Stabilität und der enormen Leichtigkeit von nur 1,7 kg. Um diese unter Beweis zu stellen, warf Ponti den Stuhl vom 4. Stock eines Wohnhauses auf die Straße, wo er wie ein Ball federnd auftraf ohne zu brechen. Damit bewies Gio Ponti, wie stabil die Superleichte ist. Und um zu zeigen, daß er wirklich ein Fliegengewicht ist, balancierte der alte Herr Cassina ihn nach Jongleursart auf einem Finger.

Der auch als Modell 699 bekannte Stuhl Superleggera ist einer der berühmtesten Entwürfe von Gio Ponti. Zu seinen Auszeichnungen gehört eine Nominierung für den prestigeträchtigen italienischen Designpreis Compasso d’Oro im Jahr 1957.

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Cassina Modell 699 Superleggera
Cassina Modell 699 Superleggera
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Cassina Modell 699 Superleggera
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Gio-Ponti Superleggera

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