Womb-Chair

Knoll International No. 70 Womb-Chair
Eine große Muschel – Entwurf Eero Saarinen 1946/1947


BE. Möbelgeschichten #22

In der Nachkriegszeit wurden die Sitzgewohnheiten der Menschen lockerer und traditionelle Möbelstücke wie der Clubsessel durch einladendere und flexiblere Modelle ersetzt. Das Interesse an der modernen Gestaltung des Wohnraums nahm zu. Diese Entwicklung wurde durch innovative technische Lösungen, wie den neuen Verbund- und Kunststoffmaterialien, die bis dahin nur militärischen zwecken vorbehalten waren, unterstützt. 

Eero Saarinens „Chair No. 70, Womb Chair“ resultiert aus seiner Zusammenarbeit mit Charles Eames und den gemeinsamen Versuchen, Schichtholz dreidimensional zu verformen. Diese gemeinsamen Versuche wurden 1940 gekrönt mit dem Gewinn beim Wettbewerb „Organic Design in Home Furnishings“ des New Yorker Museums of Modern Art. 

Der Kontakt zu seiner ehemaligen Kommilitonin Florence Schuster, die später Hans Knoll heiratete, führte Eero Saarinen schließlich zu der Entwicklung des ersten, in großen Stückzahlen produzierten Sessels mit Kunststoffschale. Florence Knoll wollte von Saarinen einen komfortablen Sessel, der statt des starren Sitzens mehrere Sitzpositionen erlaubt und eine Fülle an beweglichen Kissen aufnimmt.

In dem Schiffsbauer Winner Manufacturing Company fand Saarinen den geeigneten Modellbauer da diese auf die Produktion von Glasfaser-Schiffssrümpfen spezialisiert waren. Glasfaserverstärktes Polyesterharz wurde ursprünglich u. a. für die Außenhaut von Kriegsschiffen entwickelt. Dieses Material war besser geeignet als Schichtholz komplizierte Wölbungen und Kehlen zu formen. Da es keine eigene Struktur hatte, konnte es also nahezu unbegrenzt verformt werden. Es war stabil und gleichzeitig leicht und sein relativ niedriger Preis bedeutete, dass es in der Serienproduktion verwendet werden konnte. 

Saarinen strebte ein ganzheitliches, organisches Design an und orientierte sich an der menschlichen Anatomie und Ihrer Relation zum Möbel. Er sagte, der Sessel Womb sei ein “Versuch, das Gefühl der Behaglichkeit zu erzeugen - und zwar indem man eine große schalenförmige Muschel wählte, in die man sich mit angezogenen Beinen schmiegen kann, was Frauen anscheinend gern tun.“ Saarinen erklärte, „schließlich hätte sich eine große Zahl von Menschen seit Verlassen der Gebärmutter (engl.: womb) nie wieder wirklich geborgen und sicher gefühlt“. 

So verkörperte der Womb-Chair perfekt den gesellschaftlichen Trend hin zu einer informelleren Sitzkultur, selbst mit angezogenen Beinen.

Im Mai 1948 wurde der Womb-Chair im New Yorker Ausstellungsraum von Knoll als besonderes Ereignis vorgestellt. Aufgrund seiner allgemeinen Beliebtheit wurde der Sessel von Anfang an ein kommerzieller Erfolg. Saarinen hatte in technologischer und formaler Hinsicht Maßstäbe gesetzt und erhielt für den Womb-Chair  einen patentrechtlichen Schutz. Viele Zeitungen und Zeitschriften besprachen ihn als Ikone des Designs der 1950er Jahre.   

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