THONET Consumerstuhl No. 14

THONET Consumerstuhl No. 14
Der Stuhl der Stühle – Entwurf Michael Thonet, 1855-1859


Möbelgeschichten #16

Das deutsche Möbeldesign hat einen Geburtsort und eine Geburtsstunde. 1835 wendete Michael Thonet in seiner Werkstatt in Boppard erstmals die von ihm entwickelte Holzbiegetechnik auf einen ganzen Stuhl an. Am Anfang stand jedoch ein eher traditioneller Entwurf aus schichtverleimten Holzlamellen. Fürst Metternich, Thonets Förder, veranlasste ihn seinen Wohnsitz nach Wien zu verlegen. Bereits 1842 erhielt Thonet dort das Privilegium der Hofkammer, „jede, auch selbst die sprödeste Gattung Holz auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige Formen und Schweifungen zu bringen“. 

Die von Michael Thonet erfundene Technik des Massivholzbiegens hat er sich bereits 1856 patentieren lassen, bei der vorwiegend Stäbe aus massivem  Rotbuchenholz unter Wasserdampf mit erheblichen Druck und Kraftaufwand gedreht und gebogen werden. Das erlaubte eine Formfreiheit, wie sie erst ein Jahrhundert später wieder bei Kunststoffmöbeln erreicht wurde. Kontroverse Diskussionen, ob diese Methode dem Material Holz die letzten Reserven entlockte oder ihm Gewalt antue, waren die Folge. 

Die ersten Modelle des Stuhl No. 14  waren noch in der Schichtholzverleimtechnik hergestellt worden sowie verzapft und verleimt. Was jedoch beim Export in subtropische Ländern zu einer Flut von Reklamationen führte, da sich der Leim löste. Erst nach vielen Versuchen entwickelte sich daraus der massiv gebogene „Consumerstuhl No. 14“ bei dem die Zapfenverbindung durch Schrauben ersetzt wurde. Durch die Schraubverbindung war es nun möglich, die Stühle in Einzelteile problemlos zu versenden und erst am Bestimmungsort zu montieren. Nummer 14 bestand aus nur sechs Holzteilen (Hinterbeine mit Lehne, innerer Lehnenbogen, zwei Vorderbeine, Sitzring mit eingeflochtener Sitzfläche und Versteifungsring), zehn Schrauben und zwei Muttern, was ihn schon damals zu einem idealen Exportartikel machte. Da die Verbindungen wieder nachgezogen werden können, erhöhte sich zusätzlich die Lebensdauer. 36 Stühle passten in eine Versandkiste mit 0,8 cbm Volumen. Bis 1930 wurden bereits über 50 Millionen Stühle verkauft. Was diesen schlichten Stuhl bis heute zu einem der erfolgreichsten Industrieprodukte aller Zeiten macht. Damals kostete er übrigens 8,50 Mark.

Durch die eher anspruchslose Gestalt setzten sie gleichsam das Biedermeirmöbel fort, leugneten dabei aber nicht, dass sie Produkte des Maschinenzeitalters waren. Als „billige Consumersorte“ hatte Michael Thonet das Modell Nummer 14 vorgesehen. Bei seiner Markteinführung kostete das Modell nur drei Gulden, der damalige Gegenwert von etwa drei Dutzend Eiern und war das preiswerteste Modell innerhalb der Thonet Kollektion. Später wurde das Modell Nummer 14 als Wiener Kaffeehausstuhl weltberühmt. 

Der Consumerstuhl No. 14 ist eines der ersten Industrieprodukte und gilt als Archetyp des modernen Möbeldesigns der auch von Vertretern der klassischen Moderne wie etwa Le Corbusier als vorbildlich angesehen wurde. Dieser sagte über die Bugholzmöbel: „Noch nie ist Besseres an Eleganz der Konzeption, Exaktheit der Ausführung und Zweckmäßigkeit geschaffen worden“.

Eine historische Stunde erlebte der billige Jedermannsstuhl am 09. November 1918. Auf Exemplaren der Nummer 14 saßen die Unterhändler, die den Waffenstillstand im Wald von Compiegne schlossen. 

Gallery "THONET Consumerstuhl No. 14":

THONET Consumerstuhl No. 14
Michael Thonet
THONET Consumerstuhl No. 14
THONET Consumerstuhl No. 14
THONET Consumerstuhl No. 14
THONET Consumerstuhl No. 14


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