Vitra Landi-Chair

Vitra Landi-Chair
Ein grossartiger Wurf – Entwurf Hans Coray, 1938


Möbelgeschichten #12

Eigentlich war Hans Coray Doktor der Romanistik. Schon während seiner Zeit als Mittelschullehrer beschäftigte er sich mit Industrie-Design, u. a. mit Metallkonstruktionen und widmetet sich später  den bildenden Künsten. Bald schon hat sich der Schweizer einen Namen über die Landesgrenzen hinaus erworben und arbeitete auch am Innenausbau des Pressepavillons sowie weiterer Ausstellungshallen für die Schweizerische Landesausstellung 1939 mit. Dieser mehrere Monate dauernde Grossanlass in Zürich wurde schon bald von den Eidgenossen liebevoll „Landi“ genannt und sollte mit einer Darstellung schweizerischer Kultur und Geschichte die nationale Identität der von faschistischem Regimes umgeben Schweiz demonstrieren.

Die Entstehungsgeschichte seines ersten realisierten Stuhlentwurf hielt der Designer wie folgt fest: „1938 legte ich dem Chefarchitekten der Schweizer Landesausstellung, Herrn Hofmann und dessen Adjunkten, Herr Hans Fischli, einige Entwürfe von Gestellen für das Zeigen von Objekten und Materialien vor […]. Herr Fischli erklärte mir, dass sie keine derartigen Aufträge zu vergeben hätten, sie hingegen auf der Suche nach einem offiziellen Stuhl seien, der in jeder Beziehung neu sein sollte, […] und er fragte mich, ob ich mich dafür interessieren würde, Modelle zu entwerfen.“ Hans Coray stellte sechs Monate später zwei Modelle aus Draht und gelochtem Blech vor, von denen eines auf Interesse stieß. Entwurfsziel war ein Stuhl aus dem „Schweizermetall“ für die vertikale Stapelung.

In der rohstoffarmen Schweiz war Aluminium einer der wichtigen Exportartikel und galt als nationales Produkt. Das importierte Rohmaterial konnte in der Schweiz dank der durch Wasserkraft hergestellter, großen Mengen elektrischen Stroms hier weiterverarbeitet werden. Bereits 1933 hatte die Muttergesellschaft der schweizerischen Aluminiumwerke in Paris einen Wettbewerb initiiert um den besten Aluminiumstuhl zu ermitteln. Damals gewann Marcel Breuer mit der Liege Nr. 313 den ersten Preis. Walter Gropius und Le Corbusier gehörten zur Jury.  

Coray gewann den mit 500 SFr. dotierten ersten Preis. Die Zusammenarbeit des Bauhaus-Schülers Fischli, Coray, Blattmann (als blechverarbeitender Betrieb) und den Aluminiumwerken Rohrschach führte schließlich zu dem aufsehenerregendem, nur etwa 3 kg leichten Stuhl. Sein nüchternes und elegantes Design ist auf die industrielle Produktion und Verarbeitung des Materials zugeschnitten und als Meisterstück der Moderne in die Geschichte eingegangen. Die Sitzschale des Landi-Stuhls folgt nicht nur der Kontur des sitzenden Menschen, sondern ist auch in Querrichtung ausgeformt. Zum ersten Mal überhaupt entsteht so eine dreidimensional verformte Sitzschale. Die Sitzschale ist mit 91 gestanzten Löchern versehen, die das Gewicht weiter reduzieren, der Schale Stabilität und sein charakteristisches Aussehen geben. Das C-förmige Aluminiumgestell aus Strangpressprofil ist leicht und stabil zugleich. Die gebogenen Aluminiumprofile bilden jeweils ein Beinpaar mit Armlehne und werden durch zwei dünne Streben miteinander verbunden, gemeinsam bilden Sie das Untergestell. Darauf schwebt, nur an 4 Punkten verbunden, die gelochte Sitzschale. Damit führt der Landi-Stuhl ein konstruktives Prinzip ein, das erst einige Jahre später von Charles und Ray Eames mit den Fiberglass Chairs systematisiert und perfektioniert wurde und heute aus dem Möbeldesign nicht mehr wegzudenken ist: die auf einem selbsttragenden Untergestell aufliegende Sitz- und Rückenschale. 

Nach Ablauf der „Landi“ wurden die Stühle für 5 SFr. an die Besucher verkauft

Da der „Landi“ als Freiluftstuhl konzipiert wurde, hatte er an den Beinen noch keine Endkappen. Diese wurden erst ab 1950er Jahren in der jetzigen Form hinzugefügt da der Stuhl zunehmend in Innenräumen Verwendung findet. 1962 änderte der Hersteller die Anzahl der Löcher mit je 6 mal 6 Löchern in der formgepressten Sitzschale und nur auf Anfrage mit der 7 mal 7 Perforierung der Ursprungsversion. 

Bis heute gilt er als eine Ikone des modernen Schweizer Designs und wurde 2004 sogar mit einer Briefmarke geehrt. Der Landi ist praktisch - leicht, wetterbeständig, wärmeabstrahlend und platzsparend stapelbar - federnd-bequem und von zurückhaltender Eleganz. Seit 2014 wir der Landi-Stuhl von vitra. in der Ursprungsversion produziert.     

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vitra. Landi-Chair
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