Wilde + Spieth Klappstuhl SE18

Wilde + Spieth Klappstuhl SE18
In Wartestellung – Entwurf Prof. Egon Eiermann, 1952/53


Möbelgeschichten #19

Soweit man den Quellen entnehmen kann befasste sich Egon Eiermann bereits seit 1946 mit der Gestaltung von Klappmöbeln. Wilde + Spith beabsichtigte Ende 1952, einen klappbaren, in der unteren Preisklasse angesiedelten Stuhl auf den Markt zu bringen. Eiermann zeigte sich zwar grundsätzlich interessiert, „lehnte es aber ab… einen solchen Klappstuhl, wie die Konkurrenz bringt, zu entwerfen“, wie in einer Aktennotiz notiert wurde. Er bittet den billigen Klappstuhl selbst zu entwerfen. 

Ein Volltreffer! Schnell wurde der Klappstuhl SE18 weltweit bekannt, denn er traf eine Marktlücke. Es gab in den 1950ern keinen Stuhl für die in Deutschland neu gebauten Stadthallen und Gemeinschaftshäuser. Der praktische Klappstuhl folgte mit seinem Rundholzgestell und der organischen Ausbildung von Sitz- und Rückenlehne einem Formenideal, wie es sich vorher besonders in Dänemark ausgebildet hatte. Wie bei anderen Modellen von Egon Eiermann liegt auch hier die Leistung in der gelungen Umsetzung von Technik und einer als ganz selbstverständlich erscheinenden Formgebung. Offenheit der Konstruktion und Materialökonomie, jene Prinzipien, die Neofunktionalisten wie er aus dem Katechismus der klassischen Moderne übernahmen, waren die eine Seite der Medaille. Eine lebendige, Spannung erzeugende Linienführung, die andere Seite. Jedes Detail ist für sich durchgestaltet. Billig, 1953 kostete der Stuhl keine 25,00 DM, leicht und leise zusammenklappbar, wegstellbar und trotzdem wohnlich. In „Wartestellung“ verlangt er ein Minimum an Stauraum, tatsächlich benötigen 40 Stühle nur 1,5 qm Stellfläche. Später experimentierte Eiermann auch mit Kunststofflehnen und Stahlrohrgestellen. 

Lange war dieser Klappstuhl auf dem Gebiet der Großraumbestuhlung konkurrenzlos. Dass der SE18 Klappstuhl trotz seiner organischen Formen zur Ausstattung der in Ulm von der Geschwister-Scholl-Stiftung, Otl Aicher, Max Bill und weiteren eröffneten Hochschule für Gestaltung gehörte war trotzdem erstaunlich, da bei den Ulmern doch eher geradlinige Nüchternheit nach Bauhaus-Muster herrschte. Und auch 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel  wird der SE18 in den von Sep Ruf und Egon Eiermann entworfenen deutschen Pavillons oder der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin eingesetzt. 

Bereits 1953 wurde der Stuhl im Museum of Moden Art ausgestellt und mit der Auszeichnung „Good-Design“ geehrt. Auf der X. Mailänder Triennale bekam er 1954 die Silbermedaille.  

Seit 1953 ununterbrochen und unverändert in Produktion. Den Praxistest hat er überzeugend bestanden und dabei nichts von seinem ursprünglichen Charme eingebüßt.  

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Wilde + Spieth Klappstuhl SE18
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